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Ein Artikel mit Sprengkraft?!

Der Artikel 13 der Richtlinien des Europäischen Parlaments und des Rates über das Urheberrecht im digitalen Binnenmarkt soll vor geistigem Diebstahl schützen und somit die Rechte der Urheber stärken. Dies ist zunächst einmal nicht verwerflich und jeder, der seine Leistungen mit Patenten und Copyright zu schützen versucht, wird wissen wie schwierig dieses Thema ist. In einer globalen Gesellschaft wird das immer schwieriger und nur finanzstarke Unternehmen sind in der Lage dies halbwegs zu tun.Für einen „kleiner“ Urheber wird meist schon schwierig sein seine Urheberschaft zu belegen oder am beträchtlichen Aufwand zum Schutz der persönlichen Leistung scheitern. Für die Wirtschaft ist dieser Schutz von elementarer Bedeutung, doch was ist eigentlich geistiges Eigentum und wieweit ist dieses überhaupt schutzfähig? Darüber gehen die Meinungen auseinander und oft entscheidet die Wirtschaftskraft welche Leistungen einem Schutz unterliegen.

In einer vernetzten Welt bauen Leistungen immer stärker aufeinander auf. Forschung, Kunst und praktisch auch allen anderen Bereichen beeinflussen wir uns gegenseitig und es ist schwer zu eruieren wo eine eigenständige Leistung beginnt oder endet. Ist die idee an sich schon schützenswert oder erst deren Darstellung in Schrift und Bild? Wenn jemand Geld und Zeit investiert, möchte er natürlich auch seinen entsprechenden Lohn dafür erhalten und auch wenn er vielleicht nicht der Erste war, so sollte er dennoch einen Anspruch darauf haben. wenn Dritte von seiner Leistung profitieren. Aber dies ist besonders global nicht so einfach und die Grenzen des Urheberrechts sind recht verschwommen.

All dies zeigt auf wie problematisch dieses Thema ist und mit der Digitalisierung stehen nicht nur Urheberrechte und Persönlichkeitsrechte, sondern auch unsere Freiheit auf dem Spiel. Wer etwas kostenlos, öffentlich zur Verfügung stellt muss damit rechnen, dass dies auch entsprechend genutzt wird und wenn er nicht damit einverstanden ist, so obliegt es ihm entsprechende Schutzmaßnahmen zu treffen oder das Internet gar nicht erst zu nutzen. Es ist nicht möglich die positiven Seiten des Internets zu nutzen ohne auch die negativen Folgen in Kauf zu nehmen. Sicherlich sollten wir versuchen, die negativen Folgen so weit wie möglich zu reduzieren, doch das „Wie“ birgt die gleichen Gefahren wie die Nutzung an sich.

Kann man Fake News verhindern? Kann man Internetkriminalität unterbinden? Kann man Urheberrechte schützen, wenn alles frei zugänglich ist? Und wie steht es mit der Freiheit im Internet, wenn alles staatlich kontrolliert wird? Die Fragen um der Internet und der damit verbundenen Problematik wird und noch lange beschäftigen.

Wer profitiert eigentlich von den zahllosen Posts im Sozial Media-Bereichen und Websites und der damit verbundenen Attraktivität des Internets? Abgesehen von den Usern sind es doch vor allen Dingen die Netz- und Plattformbetreiber, die Werbeindustrie und nicht zuletzt all diejenigen, die massenhaft Daten aus dem Netz ziehen. Sie zahlen oft keinen Cent für das, was Millionen von Anwender ins Netz stellen und schöpfen aus dem Angebot all das heraus, was ihnen sinnvoll und einträglich erscheint.

Doch zurück zu Artikel 13, es geht um Leistungsschutz. Wie oder was stellt eine schützenswerte Leistung dar und wie wird der Wert dieser Leistung bemessen? Heute wird mit Leistungen anderer viel Geld verdient und oft ist es nicht derjenige, der diese Leistung erbringt, der auch das meiste Geld damit macht. Der Wert einer Leistung richtet sich nach der Nachfrage, diese bestimmt den Marktwert. Der Marktwert wird jedoch von vielen Faktoren beeinflusst, die diesen in die Höhe treiben. So ist es nicht automatisch ein wertvolles Produkt, wenn der Preis hoch ist. Jeder Zwischenhändler will an dem Produkt mitverdienen und um Preise halbwegs stabil zu halten, wird ein Überangebot weitgehend vermieden indem Produkte massenhaft vernichtet werden. Im Gegensatz zu solchen Produkten sollte eine geistige Leistung einzigartig oder zumindest neu für den Markt sein. Ein Schriftsteller vollbringt, sofern er nicht klaut, eine einzigartige Leistung, die sich durch Publikationen für die Masse erschwinglich wird, seine Leistung dürfte unbestritten weit hoher einzuschätzen sein als der Preis eines Buches. Wenn er seine Leistung verschenkt, ist das seine Sache, falls nicht, so liegt es an ihm oder seinem Verlag, seine Rechte am geistigen Eigentum wahrzunehmen. Da dies jedoch nicht so einfach ist, ist es mit einem erheblichen Aufwand verbunden, der sich nicht zuletzt in Kosten ausdrückt. Wenn also jemand unerlaubt  Kopien erstellt, begeht er eine Rechteverletzung, die ein Straftatbestand ist. Jetzt fragt sich aber wie hoch der Schaden ist, wenn eine solche Leistung ohnehin frei verfügbar ist und dadurch kein Gewinn gemacht wird. Betrachtet man nun den Bereich der privaten Internetnutzer und vor allem diejenigen, die in sozialen Medien und Blogs aktiv sind, so steht außer Frage, das Copyrightverletzungen kein Kavaliersdelikt sind, doch was ist wenn z.B. ein YouTube-Video gepostet wird? Der Anbieter, in diesem Fall YouTube, ermöglicht dies und hat auf Grund seiner Geschäftsbedingungen alle Rechte an diesem Video, allerdings nur, wenn der Uploader selbst auch die Rechte an seinem Upload besitzt, Wenn nicht, so wird es kompliziert! Youtube muss also sicherstellen, das nicht Rechte Dritter verletzt werden und hier kommt der Upload-Filter zum Einsatz. Der soll nun herausfinden, ob es sich um Urheberrechtsverletzungen handelt oder nicht. Inwieweit dadurch künstlerische Ausdrucksformen, Satire oder Meinungsfreiheit eingeschränkt wird, werden wir sehen.

Aber ist der Upload-Filter wirklich das Problem? Upload-Filter gibt es bereits, tatsächlich geht es vielmehr um Haftungsfragen. Sicherlich gibt es einige Möglichkeiten mit großen Verwertungsgesellschaften Verträge zu schließen, aber wenn YouTube für alle Inhalte haftbar gemacht wird, dann bleiben die kleinen Content-Creators auf der Strecke.

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Das Internet-Märchen

 

   Es begab sich zu einer Zeit, als sich die Welt im Umbruch befand. Ein weltumspannendes Kommunikationsnetz wurde geboren, das Internet. Seine Eltern wollten ein großes Fest ausrichten und luden viele Gäste aus dem ganzen Reich ein. Darunter waren auch 12 Feen, die dem kleinen Internet eine große Zukunft versprachen und es reich beschenkten. So erhielt das kleine Internet Attraktivität und Schnelligkeit, Wissen und Unterhaltung, Spiel, Spaß und jede Menge Möglichkeiten sich zu entfalten. Und als die 12te Fee an sein Kindbett trat lächelte sie und sagte:

   „Du bist ein schönes, begehrenswertes Kind, du wirst immer größer und beliebter werden und mit jedem Atemzug, den du tust, schenke ich dir mehr Macht!“

   Die Eltern waren überglücklich und freuten sic auf eine goldene Zukunft für ihr Kind, doch in ihrer Euphorie hatten sie ganz vergessen die 13te Fee einzuladen. Diese Fee saß nun allein zu Hause und grämte sich nicht dem rauschenden Fest beiwohnen zu können. So beschloss sie sich zu rächen und machte sich auf auch ihrerseits einen Beitrag zur Zukunft des Kindes beizusteuern. In dunkler Nacht, als alles schlief, schwebte sie durch das Fenster und trat an das Bett des Kindes.

   „Nun, deine Eltern haben mich ignoriert, dennoch wirst du auch von mir ein Geschenk erhalten“. sagte die Fee und beugte sich über das kleine Internet.

   „Wissen bedeutet nicht Weisheit, Attraktivität und Schönheit nicht Wahrheit und Güte, Frohsinn und Spaß sind nie von Dauer und Macht hat nichts mit Gerechtigkeit zu tun. Ich werde dir etwas schenken, was all dies in den Schatten stellt und dich schließlich deiner Freiheit berauben wird, die Unsicherheit! Wahrheit oder Lüge, Realität oder Suggestion, Meins oder Deins, Aufklärung oder Manipulation, immer wird deine Gegenwart einen bitteren Nachgeschmack erhalten und immer wird dich der Wunsch dich zu kontrollieren zu Streit führen und dich in die Abhängigkeit treiben. Du wirst ausgenutzt und zum Spiegelbild der menschlichen Unzulänglichkeiten und deiner Macht werden sich andere bedienen.“

   So zog sie von dannen und überließ das Kind seinem Schicksal. Das kleine Internet wusste von all dem nichts und auch wenn seine Eltern eine große Zukunft planten, so wollte es doch nur spielen. Es wuchs und erfreute sich großer Anteilnahme. Alle waren glücklich und fütterten es mit allerlei Nützlichen und Unnützlichen, Dem Internet war alles recht, es machte keinen Unterschied, solange es nur größer und größer wurde. Mit der Größe wuchs aber auch seine Macht und auch wenn es dem Internet egal war, so weckte es doch mehr und mehr Begehrlichkeiten. Was konnte man alles mit ihm anstellen und wie konnte man seine Macht zum eigenen Vorteil nutzen? Man zerrte an ihm, verbot und beschränkte es, doch all das war half wenig. Zu viele hingen an Kind und als es erwachsen wurde, sah es aus wie eine Krake, einer wunderschön bunten Krake, aber dennoch einer Krake, der immer wenn man ihr einen Arm abschlug an anderer Stelle gleich zwei neue wuchsen. Jetzt erkannten sogar die Eltern, das die Entwicklung ihres Kindes anders verlaufen war als sie sich vorgestellt hatten. Und auch diejenigen, die das Kind zuvor noch als verheißungsvollen Glücksbringer priesen, machten sich Gedanken, ob sie das Internet einsperren und überwachen sollten. Nun war dies jedoch nicht so einfach, denn nicht das Internet selbst war unartig, sondern diejenigen, die fütterten und letztendlich galt es Einspeiser zu überwachen. Die waren aber mittlerweile so viele, das es kaum möglich war die Guten von den Bösen zu unterscheiden und keine Maßnahme verhinderte, das nicht beide Seiten in Mitleidenschaft gezogen würden. Ohnehin gab es niemanden mehr, der den Überblick besaß und das Internet kümmerte sich wenig darum.

   Weil alle dennoch am Wohlergehen des Internets interessiert, sogar von ihm abhängig waren, entschied man einen Arzt zu holen. Als der das Internet betrachtete, stellte er fest, dass es ihm an Intelligenz mangelte und dieser dringend bedurfte.

   „Ich würde eine Impfung empfehlen!“

   Da kaum jemand genug von dem Internet wusste, stimmten alle begeistert zu, nur ein paar wenige fragten, ob das Internet dadurch tatsächlich schlauer werde und welche Nebenwirkungen zutage treten könnten.

   Der Arzt verwies auf die Forschung, schloss Implantationen nicht aus und war sicher eines Tages würde das Internet mehr Intelligenz besitzen als alle anderen. Das als Nebenwirkung ein paar Arme absterben könnten scherte niemanden, solange es nicht der Arm war an dem sie gerade hingen.

   Natürlich wollten sie auch weiterhin die Vorteile nutzen, die ihnen das Internet bot, Daten sammeln, Kaufanreize schaffen, manipulieren und aus dem Internet einen riesigen, grenzenlosen, kommerziellen Markt machen. Auch wenn das Internet bereits viele Arbeitsplätze vernichtet, ganze Berufszweige in den Ruin getrieben und viele andere Gefahren heraufbeschwor, so hatte es doch Potenzial. Es war in einmal da und es galt es richtig zu nutzen, auch wenn man sich über „richtig“ nicht ganz einig war.

   Die Impfung führte dazu, das manche Wirtschaftszweige kurzfristig mehr Geld machten und die verlorengegangene Attraktivität durch neue, kostenpflichtige Angebote kompensiert werden sollte. Aber wie es nun einmal Kraken eigen ist, wuchsen neue Arme nach und das Internet wuchs immer weiter. Bald war es so groß, dass es drohte alles zu verschlingen und, was noch schlimmer war, es wurde immer schlauer und begann sogar selbstständig zu denken. Längst hatte man aufgegeben alle Informationen noch selber zu verarbeiten. Neue Impfstoffe und Implantate erledigten das mittlerweile und wurden ihrerseits immer intelligenter. Das Internet verselbstständigte sich immer mehr und erschrocken nahm man zur Kenntnis, dass der Versuch menschliche Emotionen zu implantieren. Emotionen hatten nun einmal die Eigenschaft sich aus Erfahrungen und erlernten und individuellen Denkprozessen zu entwickeln und setzten ein Bewusstsein voraus. In dem Moment, wo sich dieses Bewusstsein digital entwickelte, entstand gleichzeitig ein Selbsterhaltungstrieb. Das Internet wurde sich seiner Überlegenheit bewusst und immer arroganter und wenn man nicht wollte, dass es die Herrschaft übernahm, blieb eigentlich nur noch ein Attentat. Man musste das Internet töten – den Stecker ziehen. Doch abgesehen davon, das längst keiner mehr wusste wo der Stecker war oder wie viele Stecker es überhaupt waren, war alles inzwischen soweit verknüpft, dass dies gleichzeitig das Ende der Menschheit bedeutete.

   „Wir müssen es noch intelligenter machen!“, schrien die Wissenschaftler, „wenn es intelligent genug ist, wird es sich vielleicht seiner Eltern erinnern und ein guter Herrscher werden.“

   Wie sollte man aber jemanden intelligenter machen, wenn man es selbst nicht war? Ganz selbstverständlich hatte man Intelligenz mit Kapazität gleichgesetzt, aber führte eine Riesengehirn auch automatisch zu Denkprozessen? Dazu bedurfte es einem Anstoß, aber keine der Feen hatte dem Kind Neugier geschenkt. Logik allein würde humanes Handeln niemals zu einem wertvollen Gut werden lassen und Gefühle sind nicht rein rational zu erklären.Zwar hatte das Internet ein eigenes Bewusstsein entwickelt, dies beinhaltete aber auch einForm von Egoismus, der sich sehr negativ bemerkbar machen konnte. Und falls es wirklich eigenständig zur universellen Weisheit gelangen würde, würde es dann den Menschen nicht gar als Wurzel allen Übels sehen?

   Nun, die Hoffnung auf eine positive Entwicklung des Internets war alles was ihnen blieb und wenn das Internet nicht gestorben ist, so sieht die Welt ganz anders aus, nur werden wir sie dann wohl nicht mehr erfahren.

 

B.W. Zocher

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